Dein Hund bellt ständig? Das kann helfen

Hund bellt an der Leine

Dein Hund bellt ständig und du weißt nicht genau, wieso oder wie du es ihm abgewöhnen kannst? Häufiges Bellen kann verschiedene Ursachen haben. Lerne, wieso dein Hund viel bellt und was du dagegen tun kannst.

06.10.2022

Bellen ist normal, aber wann ist es zu viel?

Zuerst einmal: Bellen bei Hunden ist normal. Es gehört zur Kommunikation dazu wie Knurren, mit dem Schwänzchen Wedeln und dir die Hände abschlecken. Allerdings gibt es Hunde, die →sehr entspannt sind und von Natur aus wenig bellen. Und dann gibt es welche, die kann man schon von Weitem hören und sind richtige Kläffer. Die Ursachen dafür können verschieden sein. Manchen Hunden wird es quasi in die Wiege gelegt, dass sie schneller bellen und reizempfindlicher sind. Hunderassen mit einem starken Wachtrieb beispielsweise schlagen bei Geräuschen an, da es ihnen in den Genen liegt.

Wichtig ist allerdings zu unterscheiden: Bellen die Hunde und lassen sich von den Halter*innen dann gut abbrechen bzw. beruhigen oder steigern sie sich unkontrolliert hinein? Bellt dein Hund andere Hunde, Menschen, Fahrräder, Kinder usw. an oder "sagt er nur kurz Bescheid", wenn er etwas Komisches sieht bzw. gehört hat? Wichtig ist also immer zu schauen, wieso dein Hund bellt und ob du das Bellen "kontrollieren" kannst. Lässt sich dein Hund von dir nicht beruhigen oder versteht nicht, dass er aufhören soll, dann ist es zu viel. Gleiches gilt, wenn sich dein Hund immer weiter reinsteigert und er am Ende überdreht oder gar →aggressiv wird.

Schwarzer Hund bellt an Leine

Hunde die bellen, beißen nicht? Das kommt ganz auf die Ursache für das Bellen an!

Die Ursache: Warum bellen Hunde?

Um deinem Hund das Bellen abzugewöhnen, ist im ersten Schritt ganz wichtig herauszufinden, wieso er so viel bellt. Die Gründe fürs Bellen können nämlich ganz verschieden sein, der Trainingsansatz sollte aber immer an die Ursache angepasst werden.

Mögliche Ursachen fürs häufige Bellen bei Hunden sind:

  • →Stress, Unsicherheit und/oder →Angst z. B. bellen bei Hundebegegnungen, anderen Menschen, Fahrrädern, Geräuschen, Besuch

  • Frust z. B. bellen bei Sichtung anderer Hunde, lange irgendwo warten, Spielzeug werfen

  • Langeweile z. B. bellen beim im Körbchen liegen, nicht beachten des Hundes, telefonieren

  • Freude z. B. bellen beim Spielen, Streicheln, Besuch empfangen, Nachhausekommen

  • "Bescheid sagen" z. B. bellen beim Postboten, Nachbarn, Geräuschen, Türklingeln, Klopfen

  • Krankheit z. B. bellen in stressigen Situationen, beim Hundekontakt, Angefasstwerden

Wie bereits erwähnt, liegt das Bellen auch einigen Hunden einfach im Blut. Manche bellen, weil sie jemand Fremdes in eurem Territorium anzeigen wollen. Andere machen durch Bellen auf Wild aufmerksam, das sind häufig die Jagdhunderassen. Wichtig ist es bei diesen Ursachen bzw. Hunden nicht versuchen zu wollen, das Bellen nur zu unterdrücken, denn das wäre entgegen der natürlichen Veranlagung dieser Rassen. In solchen Fällen ist es wichtig zu lernen, die Hunde besser anzuleiten und das Bellen zu "kontrollieren".

Kleiner Hund knurrt

Vor allem die Grenzen kleinerer Hunde werden häufig nicht respektiert. Knurren und Bellen wird meist als niedliches Verhalten abgetan, können aber auch mit einem schmerzhaften Biss enden.

Der passende Trainingsansatz

Was du siehst, ist häufig nicht die Ursache für das Bellen deines Hundes. Das heißt: Was du vielleicht siehst, ist, dass dein Hund immer beim Spazierengehen andere Hunde anbellt. Die Ursache für das vermehrte Bellen ist allerdings nicht der andere Hund an sich, sondern vielleicht, dass dein Hund unsicher im Umgang mit anderen Vierbeinern ist und bellt, um diese auf Abstand zu halten. Vielleicht hat er in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit anderen Hunden gemacht und gelernt, dass er durch Bellen andere auf Abstand halten und vertreiben kann. Folglich solltest du daran arbeiten, dass dein Hund sicherer im Umgang mit anderen Hunden wird und mehr Selbstvertrauen gewinnt. Das kann er beispielsweise, indem du für positive Erfahrungen mit anderen Hunden sorgst und ihn souverän und →sicher an anderen Hunden vorbei führst.

Du merkst, dass das Thema ziemlich tiefgründig ist und es einiger Hundekenntnis bedarf, um sicher zu bestimmen, wieso dein Hund so viel bellt und was ein geeigneter Ansatz wäre. Am besten ist es, du kontaktierst eine Hundetrainerin bzw. einen Hundetrainer und lässt die Situation einmal begutachten. Durch das "live dabei sein" können dir Profis genau sagen, wieso dein Hund so viel bellt und wie du trainieren kannst, dass er damit aufhört.

Wie kann ich meinem Hund das Bellen abgewöhnen?

Hast du herausgefunden, was die Ursache für das häufige Bellen deines Hundes ist, kannst du mit dem Training loslegen. Im Folgenden geben wir dir mögliche Ansätze, wie du deinem Hund das Bellen abgewöhnen kannst. Wir empfehlen dir allerdings, dir diesbezüglich den Rat von Hundetrainer*innen einzuholen, da die Ursachen ganz individuell und Trainingsansätze sehr verschieden sein können.

Fehler beim Hundetraining passieren, können aber auch Verhaltensweisen verschlimmern und lassen sich am besten vermeiden, indem du genau weißt, wie du mit deinem Hund am besten arbeitest.

Bei Unsicherheit und/oder Angst

Bellt dein Vierbeiner aus Angst und/oder Unsicherheit, solltest du am Selbstvertrauen arbeiten und lernen, wie du deinen Hund durch für ihn schwierige Situationen sicher führen kannst. Auch das schrittweise Abbauen der "Angst-Trigger" z. B. große Männer durch das Verknüpfen mit positiven Emotionen z. B. "Mann gibt mir Leckerli", kann helfen.

Die Verknüpfung mit etwas Positivem kann im Hundetraining sehr wirkungsvoll sein. Viele Hunde sind ziemlich verfressen und freuen sich deswegen über eine leckere Belohnung - auch dann, wenn diese von einer gruseligen Person kommt, die sie gern anbellen wollen würden.

Bei Frust

Hunde, die viel aus Frust bellen, weil du beispielsweise das Lieblingsspielzeug weggepackt hast oder zu lange mit deiner Freundin an der Straßenecke quatschst und dein Vierbeiner endlich weitergehen möchte, müssen lernen, Frust auszuhalten. Üben kannst du das, indem du dich mit deinem Hund, in einem für ihn angepassten Maß, immer wieder in frustrierende Situationen begibst. Ruhiges, entspanntes Verhalten kannst du dabei belohnen, wenn es deinen Hund nicht aufputscht.

Bei Langeweile

Hunde, die bellen, weil sie jetzt auf ihrem Platz liegen sollen und sich gerade keiner für sie interessiert, haben vielleicht nicht gelernt, Langeweile einfach mal auszuhalten. Aus diesem Grund ist Ruhetraining eines der ersten Dinge, die du üben solltest, wenn dein →Vierbeiner bei dir einzieht. Schicke deinen Hund dazu mehrmals am Tag auf seinen Platz und beachte ihn einfach mal nicht. Auch angucken, anfassen oder ansprechen sind dann verboten!

Windhund liegt mit geschlossenen Augen auf Fell

Feste Ruheplätze sind für deinen Hund sehr wichtig. Auch das Nicht-Dransein müssen viele Hunde erst lernen, sonst bellen sie, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Bei Freude

Bellt dein Hund aus Freude, ist das erst einmal nichts Schlimmes. Wichtig ist jedoch zu unterscheiden, ob sich dein Hund in einem akzeptablen Erregungslevel befindet oder ob er sich gerade hochpuscht und die Freude in Übereifer ausartet. Dann solltest du deinen Hund ruhig zur Seite nehmen und solange warten, bis er sich beruhigt hat. Erst dann bekommt er von dir Aufmerksamkeit und/oder sein Objekt der Begierde wie beispielsweise sein Spielzeug. So lernt er, dass er mit einem ruhigen Verhalten ans Ziel kommt.

Beim "Bescheid sagen"

Wenn dein Hund den Postboten oder das Klingen an der Tür mit einem lauthalsen Bellen kommentiert, ist das natürlich nicht schön. "Bescheid sagen" ist für viele Hunde allerdings wichtig und sollte nicht komplett unterdrückt werden. Stattdessen kannst du deinem Hund beibringen, dass, wenn es an der Tür klingelt, er auf seinen Platz gehen und dort warten soll, bis du ihn wieder abholst und er den Besuch begrüßen darf. Kommentiert dein Hund auch sonst alles Mögliche, was er hört, fühlt er sich vielleicht für die "Sicherheit" eurer Familie verantwortlich. Hier solltest du daran arbeiten, ihm diese Aufgabe abzunehmen und ihm klar machen, dass er sich zu Hause entspannen darf und du alles unter Kontrolle hast.

Bei einer Krankheit

Bellen aufgrund einer Krankheit oder Verletzung tritt in der Regel ziemlich plötzlich auf und geht mit weiteren Verhaltensänderungen einher. Lässt sich dein Hund beispielsweise nicht mehr von dir oder anderen anfassen oder wirkt nervös, ängstlich oder unruhig, solltest du das einmal von einer Tierärztin bzw. einem Tierarzt abklären lassen.

Hund beim Bellen bestrafen? Anti-Bell-Halsband, Wasserflasche & Co.

Wenn der Hund mal wieder wie von der Tarantel gestochen bellt, sind ein ernstes "Aus, lass das" oder andere Schimpftiraden meist der erste Impuls unsererseits. Wichtig ist aber, deinen Hund nicht einfach für das Bellen zu bestrafen. Anti-Bell-Halsbänder, Wassersprühflaschen, den Schlüssel werfen, den Hund anschreien oder zwicken sind Methoden, von denen du Abstand nehmen solltest und die in jedem Fall gegen die artgerechte Haltung gehen. So bekämpfst du in den meisten Fällen nur die Symptome und nicht die Ursache für das Bellen - und zerstörst dabei noch im schlimmsten Fall das Vertrauen zwischen dir und deinem Hund. Das Abspritzen mit Wasser mag das Bellen stoppen, vielleicht lernt dein Hund sogar, dass wenn er bellt, er nassgespritzt wird und unterlässt dies aus Angst vor der Sprühflasche künftig. Bedenke, dass Maßnahmen, die auf Angst setzen, nicht artgerecht sind und in jedem Fall vermieden werden sollten.

Hat dein Hund beispielsweise aus Unsicherheit gebellt, kann er so allerdings nicht lernen, dass alles gut ist und er sich entspannen kann. An der Ursache wird hier also nicht gearbeitet. Beim Trainieren über Bestrafung kann es außerdem passieren, dass du im ersten Moment ein großes Erfolgserlebnis hast, was allerdings nicht nachhaltig anhält. Manchmal verschlimmern sich Verhaltensweisen dann sogar noch oder neue Probleme kommen hinzu, wie in unserem Beispiel, dass dein Hund Angst vor Wasser bekommt.

Wenn du nicht weiter weißt, solltest du dir immer eine Trainerin oder einen Trainer an deine Seite holen, mit dessen Trainingsansätze du dich wohlfühlst und wo sowohl du als auch dein Hund sich gut aufgehoben fühlen. Manche Trainer*innen bieten auch eine →Online-Betreuung an.

Undine Tackmann
Undine Tackmann