Kastration bei der Hündin: Vor- und Nachteile

header kastration hündin
Hündin kastrieren lassen oder lieber nicht? Erfahre in diesem Artikel alles rund um Vor- und Nachteile der Kastration von Hündinnen sowie den Ablauf der Operation von unserer Pets Deli Tierärztin.

22.04.2022

Soll ich meine Hündin kastrieren lassen?

Wo früher von den meisten Seiten zur Kastration bei Hündinnen geraten wurde, gibt es heute viele kritische Meinungen dazu. Das Tierschutzgesetz verbietet das Entfernen oder Zerstören von Organen oder Körperteilen ohne medizinischen Grund. Es gibt allerdings Ausnahmen für die Verhinderung einer unkontrollierten Fortpflanzung, was bei der Kastration zutreffend ist.

Die Entscheidung, ob du deine Hündin kastrieren lassen möchtest, ist eine ganz individuelle und von mehreren Faktoren abhängig. Die Meinungen zu diesem Thema gehen sowohl unter Hundebesitzer*innen, Züchter*innen als auch Tierärzt*innen weit auseinander. Dieser Artikel wird dir die Entscheidung daher nicht abnehmen, sondern soll dir vielmehr als Hilfestellung dienen, die richtige Wahl für deine Hündin zu treffen

herzhusten hund dackel

Was ist eine Kastration genau?

Unter der Kastration einer Hündin versteht man das Entfernen der Eierstöcke mit daraus resultierender Unfruchtbarkeit und Ausbleiben der Läufigkeit des Tieres. Die Operation findet unter Vollnarkose statt und ist ein irreversibler Vorgang. 

Es werden entweder nur die Eierstöcke entfernt (Ovarektomie) oder die Eierstöcke und die Gebärmutter (Ovariohysterektomie). 

Anders als bei der Kastration werden bei der Sterilisation nur die Verbindungen zwischen Eierstöcken und Gebärmutter, die sogenannten Eileiter, durchtrennt. Dadurch wird die Hündin zwar unfruchtbar, die Hormone werden aber weiterhin gebildet und auch die Läufigkeit bleibt bestehen. Diese Operationsmethode wird nur selten durchgeführt. 

Außerdem gibt es die Möglichkeit einer chemischen Kastration mittels Tabletten oder Injektion bzw. Hormonimplantat. Diese Präparate unterdrücken die Läufigkeit eine Zeit lang, sind aber keine geeignete dauerhafte Lösung.

Vorteile einer Kastration

Es gibt verschiedene medizinische oder vorbeugende Gründe, die für eine Kastration sprechen. 

Fortpflanzungsunfähigkeit

Der wohl wichtigste Grund für eine Kastration ist das Unterbinden der Fortpflanzungsfähigkeit. Deine kastrierte Hündin kann nicht mehr tragend werden. Du kannst deine Hündin dann also ohne Bedenken mit unkastrierten Rüden herumtoben lassen und brauchst dir keine Gedanken über ungewollte Welpen machen. Manche Tierschutzorganisationen verlangen, dass die Tiere nach Adoption kastriert werden, um letztendlich die Anzahl der Tiere in Tierheimen zu verringern.

20220314 laeufigkeit hündin wurf welpen

Ausbleiben der Läufigkeit und Scheinträchtigkeit

Die Kastration verhindert nicht nur ungewollte Welpen, sondern auch die Läufigkeit und die Scheinträchtigkeit. Die Scheinträchtigkeit ist eine normale, durch Hormone bedingte Erscheinung, die bei jeder Hündin in unterschiedlichem Ausmaß circa zwei Monate nach der Läufigkeit auftritt. Manche Hündinnen leiden stark unter diesem Hormoneinfluss und zeigen enorme Verhaltensveränderungen wie beispielsweise Apathie, Appetitlosigkeit oder aggressives Verteidigen von Spielzeugen. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Hündin sehr darunter leidet, kann es sinnvoll sein, eine Kastration in Betracht zu ziehen. 

Lass dich diesbezüglich von deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt beraten. 

Vorbeugung

Die Kastration verhindert das Auftreten einer eitrigen Gebärmutterentzündung (Pyometra). Bei einer Pyometra kommt es zur Ansammlung und Vermehrung von Bakterien und Toxinen, was häufig einen lebensbedrohlichen Zustand für die Hündin darstellt. Eine Kastration rettet den erkrankten Tieren meist das Leben. Es handelt sich in diesem Fall aber um eine Notoperation, die mit einem erheblich höheren Risiko einhergeht als eine vorbeugende Kastration.

Laut Studien entwickeln zwischen 2-20 % der unkastrierten Hündinnen bis zum 10. Lebensjahr je nach Rasse eine Gebärmutterentzündung, sodass die Kastration hier definitiv von Vorteil ist. 

Hündinnen, die vor der zweiten Läufigkeit kastriert werden, haben ein deutlich geringeres Risiko, an Gesäugetumoren zu erkranken. Außerdem werden Tumore der Eierstöcke und Gebärmutter verhindert. Statistisch gesehen steigt mit der Kastration die Lebenserwartung der Hündinnen etwas an.

Tierarzt spricht mit Halterin und Hund

Nachteile einer Kastration

Genauso wie es Gründe für eine Kastration deiner Hündin gibt, existieren auch Gründe dagegen. Die Vor- und Nachteile solltest du zusammen mit deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt abwägen, um die richtige Entscheidung für deine Fellnase zu treffen. 

Inkontinenz

Harninkontinenz tritt bei 5-20 % der kastrierten Hündinnen auf und ist damit eine der häufigsten Nebenwirkungen einer Kastration. Ob der Zeitpunkt der Operation einen Einfluss auf das Auftreten von Harninkontinenz hat, wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert. 

Harninkontinenz kann meist erfolgreich mit Medikamenten behandelt werden, stellt aber eine lebenslange Tablettengabe dar. Sollte deine Hündin darunter leiden, kannst du die Tabletten in unseren leckeren →Leberpasteten verstecken und so die Einnahme erleichtern.

Übergewicht

Studien belegen, dass kastrierte Tiere zu Übergewicht neigen und einen höheren Appetit aufweisen. Je nach Studie leiden bis zu 66 % der Hündinnen an einem zu hohen Gewicht. →Übergewicht ist ein Risikofaktor für eine Reihe von Erkrankungen wie zum Beispiel Gelenkerkrankungen. Achte also bei deiner kastrierten Hündin besonders auf eine →gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung, um Übergewicht zu vermeiden. 

Kennst du schon unsere →leckeren und gesunden Probierpakete, die für jede Fellnase das richtige bieten?

Hund frisst aus Napf

Schilddrüsenunterfunktion

Die Kastration von Hündinnen wurde von der Wissenschaft als Risikofaktor für die Entstehung einer →Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) belegt. 

Auswirkungen auf den Bewegungsapparat

Sehr frühe Kastrationen im Welpenalter oder vor der ersten Läufigkeit führen zu einem verspäteten Schluss der Wachstumsfugen der Knochen. Die Folge ist eine verlängerte Wachstumsphase, die zu verschiedenen Gelenkerkrankungen führen kann. Außerdem haben kastrierte Hündinnen statistisch gesehen ein höheres Risiko für Kreuzbandrisse als unkastrierte Hündinnen. 

Fellveränderungen

Einige Fellnasenbesitzer*innen berichten über Fellveränderungen bei ihren Hündinnen. Vor allem bei Rassen mit seidigem Deckhaar und bzw. oder roter Fellfarbe wie beispielsweise Irish Setter, Cocker Spaniel und Langhaardackel kann es zu einem vermehrten Wachstum der Unterwolle kommen, was häufig als Welpenfell bezeichnet wird. 

Veränderungen im Verhalten

Eine Kastration kann zu Verhaltensveränderungen führen. Möglich ist beispielsweise, dass deine Hündin ängstlicher oder vorsichtiger wird, aber auch gesteigertes Aggressionsverhalten kann vorkommen. Ob deine Hündin von Änderungen des Verhaltens betroffen sein wird und welche Art der Veränderungen auftreten, kann nicht vorausgesagt werden. Dabei spielen immer mehrere individuelle Faktoren eine Rolle.

Ein Hund knurrt den anderen an

Wann soll ich meine Hündin kastrieren lassen?

Du hast dich für eine Kastration entschieden und fragst dich jetzt, wann der perfekte Zeitpunkt für die Operation deiner Hündin ist? 

Eine Kastration sollte nicht während der Läufigkeit durchgeführt werden, weil in dieser Zeit das Gewebe besonders gut durchblutet ist und damit das Operationsrisiko erhöht. 

Wie du bereits gelernt hast, wirkt sich eine zu frühe Kastration negativ auf das Knochenwachstum aus. Außerdem wird deine Hündin erst mit der ersten Läufigkeit "erwachsen". Eine Kastration zwischen erster und zweiter Läufigkeit verringert das Risiko für Gesäugetumore. Wenn deine Hündin nach der dritten Läufigkeit kastriert wird, hat sie in etwa das gleiche Risiko an Gesäugetumoren zu erkranken wie nicht kastrierte Hündinnen. 

Aus tierärztlicher Sicht ist also eine Kastration circa drei Monate nach der ersten Läufigkeit empfehlenswert. Natürlich ist jede Hündin unterschiedlich und einzigartig, sodass du den Zeitpunkt auf jeden Fall mit deiner Tierärztin oder deinem Tierarzt besprechen solltest.

Wie läuft eine Kastration bei Hündinnen ab?

Die Kastration einer Hündin findet immer in Vollnarkose statt. Eine Vollnarkose und Operation an sich ist je nach Gesundheitszustand und Alter deiner Hündin immer mit einem gewissen Risiko behaftet. Deine Tierärztin oder dein Tierarzt wird dich genau über das individuelle Narkoserisiko für deine Hündin aufklären. 

Die Operationsstelle am Bauch wird großzügig geschoren, gereinigt und desinfiziert. Anschließend wird mit einem Skalpell die Bauchhöhle eröffnet und die Eierstöcke und gegebenenfalls die gesamte Gebärmutter entfernt. Danach wird die Operationswunde zugenäht und mit einem Pflaster versehen. Deine Hündin wird schon während der Operation mit Schmerzmittel versorgt. 

Deine Vierbeinerin wird einige Zeit brauchen, bis sie sich gut ausgeschlafen hat und wieder munter ist. Solange sollte sie auch noch in der Tierarztpraxis oder Klinik bleiben, damit die Tierärzt*innen bei Komplikationen rasch eingreifen können.

kastration huendin op

Worauf muss ich zu Hause achten?

Deine Fellnase hat die Operation gut überstanden und erholt sich zu Hause auf der Couch. Es gibt einige Dinge, auf die du zu Hause Acht geben solltest

  1. Ganz wichtig ist, dass deine Hündin die Wunde nicht aufkratzen- oder beißen kann. Dafür eignet sich entweder ein Halskragen oder ein Body, den du in deiner Tierarztpraxis bekommen kannst. 

  2. Außerdem darf kein Zug auf die frische Operationsnaht kommen, sonst ist es möglich, dass die Naht aufreißt. Das heißt: Kein Rennen, Springen oder Toben bis deine Tierärztin oder dein Tierarzt die Erlaubnis dafür erteilt. Dafür bleibt umso mehr Zeit für ausgiebige Kuscheleinheiten. 

  3. Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass so eine frische Operationswunde wehtut. Daher wirst du beim Abholen deiner Hündin aus der Tierarztpraxis Schmerzmittel in Form von Tabletten oder als Flüssigkeit mit nach Hause bekommen. Halte dich genau an den Behandlungsplan, damit deine Hündin sich schmerzfrei erholen kann.

  4. In der Regel wird deine Tierärztin oder dein Tierarzt Kontrolltermine vereinbaren, um den Verlauf der Wundheilung zu beurteilen. Wenn dir außerhalb der Kontrolltermine etwas Ungewöhnliches auffällt wie beispielsweise Blut oder Sekret aus der Operationsnaht, Rötung der Wunde, ein vermindertes Allgemeinbefinden deiner Hündin oder Fieber, solltest du zügig tierärztlichen Rat suchen. 

Bei unkomplizierter Heilung der Wunde können nach 10-14 Tagen die Hautfäden gezogen werden.

Kleiner Tipp: Unsere →leckeren Snacks eignen sich hervorragend als Belohnung nach dem überstandenen Tierarztbesuch oder für Futtersuchspiele in der Wohnung.

Picture Rebecca
Mag.med.vet. Rebecca Winkelmann, Tierärztin bei Pets Deli